Es war der 17. Juli, irgendwann kurz nach dem Aufstehen. Der Sommer war bereits in vollem Gange, auch wenn die Sonne sich in dieser Woche etwas zurückhielt.

Auf dem Weg zur Arbeit erinnerte ich mich an einen Artikel, den ich vor kurzem in der letzten Ausgabe der “Fahrstil” gelesen hatte. Darin ging es um Grant Petersen und seine Philosophie des “S240” (Sub 24h overnight) - ein kurzes, spontanes Abenteuer mit dem Fahrrad, das nicht länger als 24 Stunden dauern sollte. Eine kurze Flucht aus dem Alltag, um den Sommer nicht nur durch das Bürofenster zu erleben und den Kopf frei zu bekommen. In den letzten Jahren hat sich dafür auch der Begriff “Overnighter” eingebürgert, aber ich verbinde damit eher die Bushcraft Szene und bleibe deshalb an dieser Stelle bei S240.

Um die Sache ins rollen zu bringen kontaktierte ich kurzerhand meine Eventkoordinatorin und noch vor 9 Uhr stand der Plan für das kommende Wochenende.

Auf dem Rückweg von der Arbeit besorgte ich noch schnell zwei günstige 2-Personenzelte bei Decathlon, da unsere existierenden bereits etwas in die Jahre gekommen sind. Ausserdem gab es noch neue Sommerschlafsäcke für die Frau und mich. Alles andere war vorhanden oder sollte eh nicht mitgenommen werden.

Wegen der Zelte wollte ich diesmal mit meinem himmelblauen Bombtrack fahren und nicht wie im vergangen Jahr bei unseren Bikepacking Touren das Gravel nutzen. Während die Kinder noch am selben Abend die neuen Zelte zur Probe aufbauten, legte ich mir also einen Plan zurecht, wie ich das Cargobike beladen könnte.

Arschrakete und Rahmentasche wie immer für das übliche Zeug - Zelte und Matten sollten auf dem Frontträger Platz finden. Ausser einer weiteren, kleinen Satteltasche für eins der Kinderräder mussten wir tatsächlich nichts weiter besorgen.

Okee, zugegeben .. bei der Entscheidung für das Cargo ging es mir natürlich auch um die Ästhetik und die Experimentierfreude. :)

Am Freitagabend dann noch schnell eine Route im Naviki geklickt und so waren wir gedanklich schon abfahrbereit. Natürlich dauerte das Packen und Vorbereiten wieder etwas länger, als ich dachte und der übliche Samstagkram (Baumarkt, Getränke, Garten ..) musste ja schliesslich auch noch erledigt werden.

Um 14 Uhr ging es dann pünktlich los.

Die Zelte, Matten und ein bisschen anderes Geraffel war inzwischen in einer wasserdichten Ortliebtasche verstaut, die ich auf dem Frontträger verzurrt hatte. Das sollte sich noch als sehr praktisch erweisen, als es in der Nacht regnete und alle unsere Sachen, die nicht mehr in die Zelte passten, in der Tasche regensicher verstaut waren.

Der Hinweg führte uns über die alte Bahntrasse von Menden nach Hemer. Von dort ging es rauf zum Felsenmeer in Deilinghofen und dann weitere parallel zum Hönnetal mit seinen vielen Höhlen und Felsüberhängen, die Menschen schon seit der Steinzeit als Unterschlupf für Overnighter dienen. ^^

Auf dieser Strecke mussten wir uns zwar einige steilere Passagen hochquälen und manche Waldwege waren abenteuerlich mit dem Cargo. Einige Abfahrten sehr steil - ein bisschen zuuu steil für meine langsam versagende Hinterradbremse - aber es gab durch den Wald viel Schatten, was an dem Tag sehr angenehm war.

Nach der Offroad/Wald-Passage genehmigten wir uns an der Luisenhuette in Balve Bier und Eis.

Wer dort vorbei kommt sollte sich unbedingt die Ausstellung anschauen und anschliessend auf den im Wald gelegenen Berg klettern um sich die 1000 Jahre alte Wallburg anzuschauen. Es ist nicht mehr viel zu übrig, aber die Anlage hat ihre ganz eigene, besondere Atmosphäre.

Von Wocklum aus geht es nach Mellen und von dort über den frisch fertig gestellten Radweg an den Sorpesee.

Dort hatten wir am Tag zuvor auf Zeltplatz 4 zwei Zeltplätze reserviert. Im Nachhinein hätte auch einer gereicht - aber so hatten wir etwas Abstand zu den Nachbarn..

Die Zeltplätze dort liegen alle direkt am Wasser mit Blick auf den See.

Das Betreiberehepaar hält grundsätzlich zwei Plätze frei um auch spontanen Besuchern eine Übernachtung zu ermöglichen.

Die Waschhäuser sind einfach, aber sauber und es gibt einen Kiosk+Imbiss, der solange geöffnet hat bis keiner mehr kommt.

Leider gibt es kein Frühstück am Platz - was wir vorher nicht wussten - und der nächste Bäcker ist 5km entfernt. So blieb mir nichts anderes übrig, als am nächsten Morgen direkt nach dem Aufstehen zum Bäcker zu pedalieren, um die hungrigen Massen zu speisen.

Bei der nächsten Tour muss unbedingt ein Kaffeekocher mit!

Für den Rückweg hatten wir uns eine andere Strecke ausgesucht. Diesmal weniger Wald und Berge, dafür insgesamt ein Drittel mehr Strecke. Bis auf ein kleines Stück an der Landstrasse ist der Weg vom Sorpesee nach Neheim wunderschön.

Ab dort geht es dann weiter über den Ruhrtalradweg zurück nach Hause.

Im R-Cafe in Neheim haben wir noch eine Pause eingelegt und uns mit Mittagessen versorgt, bevor es dann weiter ging zu einer Eispause in Fröndenberg.

Alles in allem war es eine sehr gelungene Tour, die uns allen viel Spass gemacht hat, wenig Vorbereitung benötigte und uns die Möglichkeit gab, den Sommer zu geniessen, Zeit miteinander zu verbringen und dem Alltagstrott zu entfliehen. 10 von 10, mache ich wieder!

Dann aber vielleicht nochmal mit UL Zelten, kompakteren Schlafmatten für alle und einem Kaffeekocher. =)

Kommentare im Fedi: https://habitat.zelle.one/notice/AxL0VxnRUDkD2gxfu4